* 30. Mai 1932
† 25. November 2016
von Eva Rieger
Essay
Das Werk von Pauline Oliveros kann als Gegenentwurf zu derjenigen Musik verstanden werden, deren serielle Durchorganisation die Aufnahmefähigkeit nicht selten überstrapaziert. Andererseits wäre es ein Irrtum zu glauben, daß sie mit ihren Kompositionen leichte Verständlichkeit anstrebt. Oliveros wehrt sich gegen das oberflächliche Hören beispielsweise von kommerziell leicht verwertbarer Musik und strebt einen dritten Weg an, der durch intensives, vertieftes Zuhören das Bewußtsein erweitern soll. – Die frühen elektronischen Werke der Komponistin wurden im Lauf der Jahre durch musikalische Bewußtseinsstudien abgelöst, und aus ihren Theaterstücken wurden visuelle und klangliche Mandalas. So unterschiedlich die Stadien in der kompositorischen Laufbahn von Pauline Oliveros auch waren, es gab doch gewisse Prämissen, denen sie treu blieb. Ihr lag und liegt daran, die sensorische Aufmerksamkeit zu schulen, hierarchisches Denken und Handeln abzulegen und kunstübergreifend vorzugehen. In der Erprobung von Klangmöglichkeiten über das traditionelle Musikinstrument hinaus, dem Durchbrechen des historisch entwickelten Kunstwerkbegriffs sowie der Überschreitung gängiger Konzertkonventionen wird das Bemühen deutlich, Musik neu und anders zu erleben. Der lebendige musikalische Prozeß ist ihr wichtiger als fixierte Abläufe.
Anfang der 60er-Jahre verabschiedete sich Oliveros von der europäisch eingefärbten Konzertmusik. In den Variations for Sextet für Flöte, Klarinette, ...